Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen war dir nicht verborgen.
Psalm 38,10
Das Leben ist nicht immer leicht. Manchmal gibt es Schicksalsschläge, Enttäuschungen, Herausforderungen – im Großen wie im Kleinen. Jemand, den wir lieben, wird krank oder stirbt. Eine Veränderung in unserem Leben macht uns Sorgen. Die Anforderungen in Schule, Beruf und Familie kosten uns spürbar Kraft.
Daran kann auch unser Glaube nichts ändern. Und doch bietet er uns Möglichkeiten, mit solchen Tiefen des Lebens gut umzugehen.
Der Beter des 38. Psalms schüttet Gott sein Herz offen aus. Statt sich innerlich zu verkriechen, sucht er bewusst den Kontakt zu Gott im Gebet. Gott sieht, was wir vor anderen Menschen gerne verbergen: Unsere Sehnsucht und unser Seufzen.
Ich finde das tröstlich: Dass Gott mich sieht. Dass er meine Mühe und meinen Schmerz sieht. Denn auch, wenn kein Wunder passiert und mir nicht alle Last im Handumdrehen von den Schultern genommen wird, macht das einen riesigen Unterschied: Ich bin nicht allein!
Das gilt für alle Bereiche und Zeiten meines Lebens. Herausforderungen wird es immer geben. Aber es gibt auch einen Anker, der das Schiff meines Lebens im Sturm hält. Kirchenvater Augustinus hat es so formuliert:
“Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir. Denn auf
dich hin hast du uns geschaffen”
(Augustinus: Bekenntnisse II/4)
Nehmen Sie sich zehn Minuten, um still vor Gott zu sitzen. Schalten Sie dazu das Handy und alle Ablenkungen ab. Versuchen Sie, sich selbst zu spüren. Wie sitze ich gerade da? Wie fühlen sich meine Körperteile an? Welche Gedanken kommen und gehen?
Machen Sie sich dabei bewusst, dass Gott Sie liebevoll ansieht. Nicht nur Ihr Äußeres, auch das, was in Ihnen ist. Sie können es in Worte fassen oder einfach nur still vor Gott bleiben – auch das ist Gebet.