Am 31. Oktober ist Reformationstag

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Am 31. Oktober ist Reformationstag. Wir denken an das Wirken Martin Luthers zurück, der 1517 durch die Veröffentlichung seiner 95 Thesen viele Missstände in der Kirche offenlegte und zu einer Reform aufrief. Ob Martin Luther die Thesen direkt an die Kirchentüre der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, ist nicht ganz sicher – Tatsache ist jedoch, dass Martin Luther mit seinen 95 Feststellungen wichtige Impulse gab, die eine große Wirkung entfalteten. Sie lassen sich durch vier wichtige Eckpunkte zusammenfassen, die bis heute das Fundament des evangelischen Glaubens sind:

Allein durch Gnade (sola gratia)

Da wir Menschen nicht perfekt sind, passen wir eigentlich nicht zu Gott, der absolut heilig ist. Würde Gott uns nach unserem Handeln beurteilen, würden wir alle durchfallen, weil niemand seinem Maßstab genügen würde. Da sich der Mensch von Gott abgewandt hat, ist eine Kluft zwischen Mensch und Gott entstanden, die man auch Sünde nennt. Sie hindert uns daran, unser Leben in echter Gemeinschaft mit Gott zu führen, wie es von Gott eigentlich gedacht war.

Aber Gott möchte trotzdem, dass wir in seiner Nähe sein können – sowohl jetzt als auch nach unserem Tod – und mit ihm zusammen leben. Dieses Leben in Gottes Gegenwart nennt man Heil. Wir können uns dieses Heil (darin stecken auch die Worte heilsam und Heilung) nicht durch gute Taten, Geldspenden oder religiöse Leistungen verdienen. Zum Beispiel bleibt ein Mörder immer ein Mörder, auch wenn er auch noch so viel Gutes tut, um seine Tat gutzumachen. Den Kern unserer Persönlichkeit können wir nicht durch gute Taten verbessern. Das Heil haben wir nicht verdient, weil wir nicht heilig sind – es kann uns daher von Gott nur geschenkt werden – gratis, aus Gnade, kostenlos.

Allein durch Christus (solus christus)

Im Alten Testament wird beschrieben, dass die Priester im Tempel für das Volk Opfer dargebracht haben, um Gott gnädig zu stimmen. Im Tempel gab es einen Vorhang, der das Allerheiligste vom Volk abtrennte. Nur der oberste Priester durfte es einmal im Jahr betreten. Als Jesus am Kreuz starb, zerriß dieser Vorhang im Tempel (Mt. 27,51 / Mk 15,38 / Lk 23,45).

Seitdem haben wir freien Zugang zu Gott und brauchen keinen Priester oder Mittler mehr, der zwischen uns und Gott steht. Nur durch Jesus Christus haben wir Zugang zum Heil und zu Gott, nicht durch die Kirche oder ihre Amtsträger.
(siehe u.a. Hebr. 9,13-15)

Allein durch den Glauben (sola fide)

Wer an der Überzeugung festhält, dass Jesus Christus als Sohn Gottes auf die Welt gekommen ist, um uns das Wesen Gottes zu zeigen und uns mit Gott zu versöhnen, wird in ewiger Gemeinschaft mit Gott leben. Es kommt also auf die wirkliche Einstellung (den Glauben, das Vertrauen in Gott) von uns Menschen an – nicht darauf, wie oft jemand in die Kirche geht oder sichtbare gute Dinge tut. Glaube bedeutet daher nicht Religiosität, sondern ein personhaftes Vertrauensverhältnis zu Jesus Christus.

Dieser Glaube ist ebenfalls ein Geschenk, allerdings eines, um das man sich aktiv bemühen muss. Nur durch die Hilfe des Heiligen Geistes können wir verstehen und annehmen, wer Jesus ist und was er für uns getan hat. Gemeinschaft mit anderen Christen in der Gemeinde brauchen wir natürlich trotzdem, weil der christliche Glaube nicht nur im Kopf stattfindet, sondern ganz praktisch in Gemeinschaft und im Austausch mit anderen seinen Ausdruck findet.

Allein durch die Schrift (sola scriptura)

Alles, was von der Kirche gelehrt wird, muss von der Bibel her überprüft werden. Zwar ist die Bibel nicht vom Himmel gefallen und ihre Aussagen müssen verantwortungsvoll theologisch überprüft werden, wie sie auf die heutige Zeit übertragbar sind. Aber die Bibel ist und bleibt die einzige und unumstößliche Grundlage für das Leben der Christen und der Kirche. Kirchliche Lehrmeinungen dürfen nicht über oder gegen die Bedeutung der Bibel gestellt werden, sondern müssen durch die Bibel begründbar sein.

2013 hat die Synode der Bayerischen Landeskirche die Gültigkeit der dargestellten Leitsätze erneut bekräftigt. Sie sind Bestandteil ihres Leitbildes Grundlagen und Orientierungen kirchlichen Lebens.

Mehr Informationen über Leitbild und Selbstverständnis der Evangelisch-Lutherischen Kirche finden Sie auf den Seiten der Bayerischen Landeskirche: Was ist lutherisch?

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