Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
Lukas 1,78-79
Der Dezember ist eine dunkle Zeit. Viele Menschen, vor allem Berufstätige, gehen morgens bei Dunkelheit aus dem Haus und kommen erst bei Dunkelheit wieder nach Hause. Jedes noch so kleine Licht – und sei es nur eine Kerze – ist in dieser Jahreszeit ein wohltuender Blickfang.
Dunkelheit ist auch ein Sinnbild für Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit. Die vielen künstlichen Lichter im Advent können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir eben nicht in einer “heilen Welt” leben. Verständlich, dass für manche die Advents- und Weihnachtszeit eine unbeliebte Jahreszeit ist. So viel Dekoration und so wenig Echtes dahinter!
Genau das ist der Grund, warum Gott sich entschied, als Licht in diese Finsternis zu kommen. Er hielt es nicht mehr aus, dass die Menschen den Kontakt zu ihm völlig verloren hatten. Denn ein Leben ohne Gott bedeutet Dunkelheit, Trostlosigkeit, Verlorenheit.
“Herzliche Barmherzigkeit” – so übersetzt Luther – das war Gottes Motivation, als Mensch unter Menschen geboren zu werden. Der Name Jesus ist dabei Programm. Er bedeutet: “Gott rettet”. Diese Menschwerdung ist das größte Risiko, das Gott jemals eingegangen ist. Er riskierte, verkannt zu werden – und “nur” als gewöhnlicher Mensch angesehen zu werden. Er riskierte, ausgelacht, verspottet und gefoltert zu werden, bis zum Tod am Kreuz. Daran ist nichts Süßliches, Romantisches, Kitschiges. Aber Gott entschied, den Preis zu zahlen, damit endlich wieder ein Licht in die Dunkelheit kommt.
Das Johannesevangelium beschreibt die Folgen ganz realistisch: Die Welt, die Gott einst so kunstvoll und wunderbar erschaffen hatte – sie will mit Jesus nichts zu tun haben. Sie feiert das Christfest als Lichter- und Geschenkefest. Die Leere ist unübersehbar.
“Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.” (Johannes 1, 12-14)
Zu dieser Verheißung steht Gott bis heute. Er wohnt bei denen, die ihn in ihr Herz einlassen. Solche Türöffner nennt das Neue Testament “Gottes Kinder”. In ihnen wohnt Jesus als Licht des Lebens und der Hoffnung. Er zeigt sich ihnen und wird erlebbar in seiner Liebe und Herrlichkeit.
Pfarrer Stefan Hradetzky