Wo wohnt Gott?
Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.
(Ezechiel 37,27)
Von meiner Konfirmandenzeit erwartete ich nicht viel. Höchstens peinliche Langweile im Stuhlkreis. Der Glaube an Gott – ein Märchen für Verlierer, dachte ich damals. Aber es kam anders. Überrascht entdeckte ich, dass nicht wir zu Gott kommen müssen, sondern dass er längst zu uns gekommen ist. Die Distanz zu ihm, die ich von mir aus nicht überwinden konnte und wollte, hat er längst überwunden, als er in Jesus Christus Mensch wurde, am Kreuz starb und auferstanden ist.
Ich probierte Gebet aus – und wurde erhört. Immer neugieriger öffnete ich mich für die unsichtbare Wirklichkeit Gottes – und entdeckte eine tiefe Liebe, die mich annimmt, wie ich bin. Das hat mein Leben verändert und mich bis heute nie mehr losgelassen. Ich habe in Gott ein lebendiges Gegenüber gefunden, einen Freund, einen Vater, einen König.
Alleine hätte ich diesen Schatz niemals entdeckt. Glücklicherweise hatte ich in Pfarrern, Jugendmitarbeitern und engagierten Gemeindegliedern Weggefährten und Lehrer, die wussten, wovon sie sprachen. Sie lebten, was sie lehrten. Sie waren echt und überzeugend und wurden für mich Wegweiser zu einer eigenen, persönlichen Gottesbeziehung.
Im Buch Ezechiel heißt es: „Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.“
Hier ist vom Plural die Rede: unter EUCH. Gott wird in der Gemeinschaft, im Miteinander der Gemeinde erlebbar. Und es stimmt: Erst im Austausch mit anderen über unseren Glauben ahnen wir, wie groß und wunderbar Gott wirklich ist. Weil er nicht nur mir, sondern auch den anderen nahe ist und ihnen begegnet. Weil er auch durch andere zu mir spricht und mich weiterbringt auf meinem Weg.
Deshalb ist Gemeinde so wichtig. Als echte Gemeinschaft von Menschen, die zusammenkommen, um sich auszutauschen, einander weiterzubringen, um gemeinsam zu beten und Gott zu loben.
Pfarrer Stefan Hradetzky